Peru: Es muss nicht immer Machu Picchu sein

Cusco, die ehemalige Hauptstadt des Inka-Imperiums und der damalige „Nabel der Welt“ gehört zum Pflichtprogramm einer jeden Reise nach Peru. Schade wäre es aber, die hübsche Kolonialstadt nur als Ausgangspunkt für den Besuch von Machu Picchu zu nutzen, denn in und um Cusco gibt es gleich vier Ruinen die ebenso unbekannt wie beeindruckend sind:

Blick auf Machu Picchu

Blick auf Machu Picchu

  1. Der Sonnentempel Qoricancha inmitten der Stadt war einst das Herzstück des Inka-Imperiums und ist beispielhaft für die architektonische Fusion der Bauweisen der Inka und der Spanier. Qoricancha ist einer der Austragungsorte des Sonnwendfestes Inti Raymi, das jedes Jahr am 24. Juni gefeiert wird.
  2. Die archäologische Stätte Sacsayhuamán liegt vor den Toren der Stadt und gibt mit ihren riesenhaften Steinen, teilweise zehnmal größer als ein Mensch, ihren Besuchern regelmäßig Rätsel auf.
  3. Die Kultstätten Quenqo und Tambomachay verzücken durch ihre aufwändige Architektur. Das in Fels gehauene Quenqo verfügt über zahlreiche Treppengänge, Fenster, Türe und Kanäle, in denen die Inkas wahrscheinlich das Maisbier Chicha für Zeremonien lagerten.
  4. Tambomachay mit seinen vielen Brunnen, die aus höhergelegten Quellen gespeist wurden, diente einstmals dem Wasserkult.

Ein empfehlenswertes Ausflugsziel in der weiteren Umgebung von Cusco ist der Berg Putucusi, der am anderen Ufer des Flusses Urubamba dem Machu Picchu gewissermaßen gegenüber liegt.
Auf Quechua, der Sprache der Einheimischen, bedeutet Putucusi „alter Gipfel“, der Berg wird als heilig verehrt. Knapp 250 Meter westlich von Aguas Calientes führen einige Stufen nach oben und bilden den Beginn des Trekkingpfades, der größtenteils über einen erst kürzlich wiederentdeckten Teil des Inkapfades bis zum Gipfel führt. Insgesamt warten 1700 Stufen darauf, erklommen zu werden, als Belohnung winkt eine atemberaubende Aussicht auf die Inkazitadelle Machu Picchu.

Ein weiterer Geheimtipp im „Hinterland“ von Machu Picchu ist die Ruine Vitcos. Auf dem Hügel Rosasapata auf 3080 Metern wurde Vitcos um 1500 durch die Inka errichtet. Der Inkaherrscher Manco Capac fand hier durch die Hand der Spanier seinen Tod. Neben dem spektakulären Aufgang im typischen Baustil der Inka ist Vitcos vor allem für den weißen Stein berühmt, ein gigantischer Granitfelsen mit zahlreichen Einkerbungen.

Seit der Empfehlung auf der „Best in Travel“ Liste von Lonely Planet ist Choquequirao, die „Wiege des Goldes“ allen Reisefreunden ein Begriff. Die Schwesternstätte von Machu Picchu wurde im 15. Jahrhundert auf majestätischen 3.085 Höhenmetern errichtet und gilt als letzte Bastion der Inka vor dem Zugriff der Spanier.
Choquequirao ist nur per pedes zu erreichen, die Wanderung über die insgesamt 64 Kilometer dauert vier Tage, dabei werden fast 6000 Höhenmeter überwunden. Für frische Nächte im Zelt und den Verlust mehrerer Liter Schweiß entschädigt der menschenleere Anblick von Choquequirao – während täglich 2.500 Menschen Machu Picchu besuchen, ist es in Choquequirao etwa die gleiche Zahl pro Jahr.

Blick auf Choquequirao

Blick auf Choquequirao

Doch nicht nur im Süden des Landes kann Peru mit beeindruckenden Ruinen aufwarten. Im Herzen der Region Amazonas im nordperuanischen Nebelwald thront auf 3.000 Metern Höhe die beeindruckende Festung Kuélap – eine archäologische Schatztruhe, welche die Herzen von Entdeckern und Geschichtsliebhabern höher schlagen lässt. Die Bauherren von Kuélap gehörten dem präkolumbianischen Volk der Chachapoyas, zu Deutsch Nebelkrieger, an, die hier zwischen 800 und 1470 vor Christus lebten. Ein Besuch in Kuélap gleicht einer faszinierenden Reise in die Vergangenheit mitten hinein in die unberührte Natur und zu einer Kultur von der heute hierzulande viel zu wenig bekannt ist. Die Eröffnung der Seilbahn im März 2017, die Besucher in kurzer Zeit bis hinauf zur Festung bringt, hat den Besuch von Kuélap wesentlich erleichtert.

Festung Kuélap, Foto: promperu

Festung Kuélap, Foto: promperu

Ebenfalls im Norden wartet an der Küste mit Chan Chan die einst größte Lehmstadt des amerikanischen Kontinents. Zu präkolumbianischen Zeiten lebten hier bis zu 100.000 Menschen. Chan Chan, was auf der indigenen Sprache Mochica so viel wie „Sonne Sonne“ bedeutet, war der Hauptsitz des Königreiches der Prä-Inka-Kultur Chimú. Zwischen den mit Reliefs verzierten Mauern und Zitadellen lassen sich ganze Stadtviertel mit einer eigenen Infrastruktur ausmachen.

Ganz in der Nähe der Hauptstadt Lima ist mit Caral ein weiteres Highlight der peruanischen Geschichte zu finden. Caral ist die älteste Siedlung auf dem amerikanischen Kontinent und bildete vor über 5.000 Jahren den Ursprung der Andenkultur. Die archäologische Stätte kann von Lima aus als Tagesauflug besucht werden.