Die Teufelsnase – eine der aufregendsten Zugfahrten der Welt

Eine Zugfahrt zu dem 100 Meter hohen und markanten Felsvorsprung über der Rio Chanchán Schlucht hat es wahrlich in sich. Kein Wunder, dass diese Bahnstrecke in den ecuadorianischen Anden zu den aufregendsten der Welt zählt und eines der absoluten Highlights von Ecuador ist.

Fahrt zur Teufelsnase – Blick über den Rio Chanchán

Fahrt zur Teufelsnase – Blick über den Rio Chanchán

Eine Zugfahrt, die es in sich hat

Ein Highlight, das Touristen vor Ort keinesfalls verpassen sollten. Daher steigen viele in den Zug, der vom Städtchen Alausí zur Station Sibambe an der markanten Teufelsnase und zurück fährt.
Doch was macht die Zugfahrt zur Teufelsnase (spanisch „Nariz del Diablo“) nun so besonders? Zum einen die vielen Spitzkehren, für die der Lokführer viel Fingerspitzengefühl benötigt. Dann natürlich die Fahrt mit dem Dampfzug – und die unglaubliche Aussicht aus dem Waggon. Die Fahrt ist kurz, aber äußerst spektakulär. In nur 30 Minuten geht es von 2.300 m auf 1.800 m Höhenmeter, auf Gleisen, die zum Teil parallel übereinander liegen und im Zickzack bewältigt werden wollen. Mit gutem Grund, wurden die Gleise, die entlang der steilen Wand führen, doch übereinander gelegt, um durch zwei Spitzkehren aufwändig miteinander verbunden zu werden – die einzige Möglichkeit, den Felsen zu überwinden.

Bahnfahrt zur Teufelsnase

Bahnfahrt zur Teufelsnase

Städtische Szenerien und idyllische Landschaften

Durch enge Gassen führt die Bahnstrecke vorbei an Cafés, Wohnhäusern und Geschäften in der Stadt Alausí. Und schon ist man in einem weiten Tal, das von grünen Feldern und Kakteen, kleinen Holzhütten und Eukalyptus-Bäumen dominiert wird. Ein wenig Geschichtsunterricht gibt es gratis mit dazu: Einige Minuten, bevor die Teufelsnase zu sehen ist, erklärt der Schaffner, was es mit diesem Zug eigentlich auf sich hat. Dieser wurde im 19. Jahrhundert aufgestellt, um die Hauptstadt Quito mit der wirtschaftlich wichtigen Stadt Guayaquil am Pazifik zu verbinden. Bis es soweit war, sollten jedoch noch einige Jahre ins Land gehen – musste für das Teilstück zwischen Alausí und Sibambe doch große Teile erst einmal freigesprengt werden. Eine Arbeit, die schließlich die Ureinwohner übernahmen – unter nicht unbeträchtlichen Gefahren. Daher auch der Name des Felsvorsprungs: Denn den Einheimischen zufolge musste man schon mit dem Teufel im Bunde sein, um auf die Idee zu kommen, hier eine Bahnstrecke zu bauen.
Die Fahrt an sich hat nichts Teuflisches an sich: Mit nur 12 km pro Stunde zuckelt der (übrigens in Frankreich gebaute) Zug auf das Hochplateau. Zeit genug, um Fotos von dem etwa 100 m tiefer liegenden Tal zu machen, bevor es nun fast senkrecht hinab geht. Doch der Fahrer, sein Assistent und der Frenero, der die Bremsen überwacht, wissen genau, wie man den Dieselzug am besten über die Spitzkehren lenkt.

Ohne den Bremser geht an der Teufelsnase nichts

Ohne den Bremser geht an der Teufelsnase nichts

Ein eindrucksvolles Beispiel ecuadorianischer Ingenieurskunst

Die Bahn selbst hält auf der Fahrt immer wieder, um dann kehrt zu machen und auf ein wenige Meter darunterliegendes Gleis zu fahren. Mit gutem Grund: Dieser Abschnitt gilt als der schwierigste, mit dem die ecuadorianische Eisenbahn aufwarten kann. Konkret bedeutet dies: eine Steigung von bis zu 6 Prozent, unzählige Kurven und auch im Winter ist eine Fahrt nicht unbedingt ein Zuckerschlecken.
Lange Zeit saßen die Passagiere übrigens auf dem Dach der Eisenbahn, um von dort aus die umliegende Landschaft zu bewundern. Dies ist heute nicht mehr erlaubt – doch auch vom Inneren lassen sich die grandiosen Impressionen wunderbar festhalten. Die Strecke selbst wurde in neun Jahren, zwischen 1899 und 1908, errichtet – und gilt bis heute als eindrucksvolles Beispiel ecuadorianischer Ingenieurskunst. Rund hundert Jahre später musste die Strecke allerdings modernisiert werden: Nach dem extremen Wetter durch El Nino und einem Erdrutsch, der sich rund 12 km entfernt ereignete, fuhr der Zug nur noch bis zur Teufelsnase, um dann zu wenden. Bis 2012 wurden die Trassen komplett erneuert – und heute fahren die exklusiven Züge wieder bis an die Küste. Eine Fahrt dauert mehrere Tage – von Alausí bis zur Teufelsnase allerdings nur 30 min.

Die Waggons sind klassisch in Holz gehalten

Die Waggons sind klassisch in Holz gehalten

Der „Tren Crucero“ die Zugreise für Nostalgie Eisenbahn-Liebhaber

Wem die Bahnfahrt zur Teufelsnase als Tagesausflug zu kurz ist, für den gibt es in Ecuador auch eine Reihe von mehrtägigen Bahnreisen. Die gängigste dürfte der luxuriöse Tren Cruzero von Quito nach Guayaquil (oder andersherum) sein. Mit vier Übernachtungen erleben die Gäste Ecuador im Schnelldurchlauf und gleichzeitig auf höchst intensive Art und Weise. geschlafen wird übrigens nicht im Zug, sondern in erstklassigen Hotels an der Bahnstrecke. Hier geht’s direkt zum Tren Cruzero.